Plakat mit dem „Lustigen Taubenhändler“ von 1838

Am 1. und 2. Juli 1838 gastierte Wilhelm Kolter mit seiner Gesellschaft auf dem Schlossplatz in Güstrow. Das Original-Plakat zu diesem Gastspiel wird im Museum der Stadt Güstrow aufbewahrt.

Angekündigt wurden auf diesem neben „akrobatischen, equilibristischen und gymnastischen Darstellungen“ auch italienische Pantomimen, vorzügliche Ballett-Tänze, ausgezeichnete Trampolin- und Parterre-Sprünge sowie athletische Kraftübungen. Auf dem englischen Tanzseil zeigten Kolters Töchter Adelheid (15 Jahre alt) und Emma ihr Können. Mit zur Gesellschaft gehörte zu dieser Zeit auch ein Herr Eisfeldt als erster Akrobat.

Zu dieser Zeit wurde auch in Güstrow Wilhelm Kolters Turmseillauf als „Lustiger Taubenhändler“ angekündigt – auf einem von der Erde bis auf Turmhöhe gespannten Seil. „Diese Vorstellung wird auf folgende Art ausgeführt: K o l t e r  wird mit einem Schiebkarren, auf dem Rücken einen Korb tragend, worin sich Tauben befinden, das hohe Seil besteigen, und während des Herunterkommens, zum Vergnügen des Publicums, den Tauben die Freiheit schenken.“

Bemerkenswert ist, dass auf dem Plakat auch der Name  E i s f e l d t  erscheint.

1838 war Carl Oskar Malmström – geboren in Uleåborg (Finnland) – erst 6 Jahre alt. Zwei Jahre später reisten die Eisfeldts mit eigenem Unternehmen nach Finnland und gastierten u.a. auch in Uleåborg. Möglicherweise fand der kleine Carl Oskar Gefallen am Hochseillauf, so dass er in die Familie Eisfeldt aufgenommen und zu einem hervorragenden Hochseilläufer ausgebildet wurde. Im Alter von neun Jahren verließ er seine Familie und seine Heimat Finnland.

1853 kam Kolter mit seiner Gesellschaft für einige Tage wieder nach Güstrow auf den Schlossplatz und mit dabei war auch Carl Oskar Malmström – mittlerweile 21 Jahre alt. Als Hochseilläufer hatte er sich bereits einen Namen gemacht, heiratete zwei Jahre später Kolters Tochter Louise und gehörte damit fest zur Familie. Sein Schwiegervater Wilhelm Kolter war da bereits 60 Jahre alt.

Im Bochumer Tageblatt erschien im Mai 1940, Nr.104 ein Artikel unter der Überschrift „ Märchenhafte Seiltänzergeschichten“, deren Quelle ein Plakat von 1860 aus Neubrandenburg ist.

„ … Da uns ein hochverehrungswürdiges Publikum und Kunstfreunde stets bei unsern schon gegebenen Vorstellungen so zahlreich besuchten, so wird, um die heutige Vorstellung zu vervollkommnen ein Darstellung auf dem hohen Thurmseile aufgeführt, nämlich: Herr Malmström wird auf demselben den lustigen Taubenhändler aufführen. Derselbe wird mit einem Schubkarren und auf dem Rücken einen Korb tragend, in welchem sich Tauben befinden, das Seil besteigen. Beim Heruntergehen wird er zur Belustigung des Publikums den Tauben die Freiheit schenken. …“

Auch auf dem Plakat des Malmström-Museums ist inmitten eines bunten Publikums im Rampenlicht der Taubenhändler bei seinem Turmseillauf zu sehen. Es ist der Taubenhändler, der Kolter und Malmström auf besondere Weise verbindet.