Broschüre mit ungewöhnlichem Eintrag

In der Büchersammlung unseres Museums findet man auch die Broschüre mit dem aufschlussreichen Titel “Rekorde – Einmaligkeiten – Kuriositäten in der DDR“. Es war bereits die Ausgabe Nr. 2 und erschien im April 1989.

Bestimmt hat der Autor den Eintrag unter der Überschrift „Museum, ungewöhnliches“ den „Einmaligkeiten“ zugeordnet. Bemerkenswert ist der Text, aus welcher Feder er auch stammt. Unter der bereits genannten Überschrift kann man Folgendes lesen.

„In einem alten Ackerbürgerhaus der Straße Zu den Wiesen in der mecklenburgischen Stadt Güstrow ist das Familienmuseum des ältesten deutschen Zirkusunternehmens Kolter-Malmström untergebracht. 1725 war der Zirkus von Seiltänzern gegründet worden, deren herausragender Vertreter Wilhelm Kolter (1795-1880) war. Er hatte die Niagarafälle auf einem Seil in 11 min überquert. Herbert Malmström, der von 1936 bis 1965 das „Varieté der Brüder Malmström“ leitete, betreut das Museum, in dem Requisiten der Zirkusgeschichte ausgestellt sind.“

Aus welcher Familie der Großvater Wilhelm Kolters auch stammt, nachweislich war aber sein Vater Johann bereits mit einer „Gesellschaft englischer Kunstreiter und Sailtänzer“ auf Reisen, welche aber mit dem Zirkus – so wie wir ihn kennen – nichts zu tun hatte. So ist das mit dem „ältesten deutschen Zirkusunternehmen“ absolut unkorrekt. Für eine Überquerung der Niagarafälle Wilhelm Kolters, der nachweislich nicht 1880, sondern 1884 starb, gibt es keinen Beleg. Auch muss man davon ausgehen, dass er niemals den amerikanischen Kontinent betreten hat.

Im Stallgebäude hinter dem Wohnhaus Zu den Wiesen 17 befand sich bis 1996 der Probenraum der Malmströms. Im Garten steht noch heute ein Packwagen – gebaut etwa um 1900 – vom Circus Willi Malmström. Seit Ende der 1940er Jahre wurde er als Büro des Malmström-Varietés, welches die Gebrüder Malmström gemeinsam leiteten, genutzt. Im Probenraum und auch im Zirkuswagen wurden Requisiten ausgestellt. Plakate und Fotos zierten die Wände. Kamen Besucher, so entführte Herbert Malmström sie mit seinen Geschichten in die bunte Welt des Zirkus vergangener Zeiten.

Seit 1999 befindet sich im Wohnhaus der Familie Malmström eine kleine Ausstellung zur Familiengeschichte. Hinweis darauf gibt der im vorigen Jahr in der Güstrower Kunstwerkstatt Adolf Fust angefertigte Wandausleger mit dem Schriftzug „Malmström-Museum“.