Rezension zum Programm des Varietés „Die Malmström´s“

Seit Januar 1936 sind die Malmströms mit einem eigenen Reise-Varieté unterwegs. Da zur damaligen Zeit jede professionelle künstlerische Tätigkeit – als Gruppe ohnehin nicht – außerhalb der neu etablierten Strukturen durch die NS-Reichstheaterkammer kaum möglich war, entschlossen sich die Malmströms „ihr Varieté-Programm über die neu geschaffene Kulturorganisation KdF … vermarkten zu lassen. Sie sind und bleiben aber die Malmströms, beliebt wie eh und je, reisen nun sechs Jahre als Reisevarieté, nun allerdings motorisiert als Autokarawane, durch Deutschland …“ (Ralf Girbig).

Vom 16. bis 27. August waren sie im Gau Essen unterwegs. Die Tournee war sehr schnell zu Ende. Die letzte Vorstellung gaben sie im Hotel „Zur Post“ in Kranenburg. Tags darauf wurde die Tournee „wegen Krieg“ – so von Herbert Malmström im Fahrtenbuch vermerkt – abgebrochen. Artur Malmström wurde zur Flak eingezogen.

Die Seite mit der Rezension aus einer Zeitschrift, die Ende August 1939 im westlichen Ruhrgebiet erschien, wurde vor 85 Jahren von Herbert Malmström aufgehoben. Beim Sichten alter Unterlagen fielen zuerst die den Text einrahmenden Zeichnungen von Willi Windhausen (WiWi) auf. Er hatte sich die Malmströms genau angeschaut und treffend gezeichnet. Der Titel der Zeitschrift sowie auch der Autor der Rezension sind nicht bekannt. Vielleicht stammt letztere sogar von Willi Windhausen selbst.

Was heißt schon oft V a r i e t é ? Vielfach ist es nur eine Wiederholung, schlecht und recht vorgetragen. Aber die Malmströms sind schon große Klasse!  Und das obwohl ihre Truppe, die in diesen Monaten bei uns im Gau Essen zu Gast ist, nur aus acht Mann besteht, oder besser gesagt: aus fünf Mann und 3 Damen. Die Malmströms sind aber auch eine alte Artistenfamilie, seit zweihundert Jahren sind die Malmströms schon fahrende Künstler. Was Wunder, daß diese Truppe bald ihre tausendste KdF.-Veranstaltung geben kann! Man muß die Leute also gesehen haben: Wie sie in ihrem gut zweistündigem Programm immer wieder etwas Anderes bringen und vor allem, wie sie den Beifall einzuheimsen wissen. Kennen Sie ein Applausometer? Nein? Der Ansager der Malmströms wird es auch ihnen beibringen, wenn Sie, umgeben von eben solch erwartungsfrohen Menschen wie Sie selbst, in einer bunten Reihe sitzen und ihm es schon von seinen weißen Zähnen absehen, daß er vor Humor fast überläuft. Natürlich wird bei den Malmströms auch getanzt, Czardas und so was! Ganz reizend wird gesungen: Eine Dame im weißen Kleid mit einem neckischen Spitzentuch in den Händen. Es kommt eine sehr beachtliche Akrobatik zustande: Da sind die Malmströms ganz in ihrem Element! Und dann spricht alles von einer tollen Marke, die mal als Tante Emmi kommt und dann im zweiten Teil einen ganz verrückten Kerl abgibt. Das ist kein Radau, obwohl es manchmal sehr lebhaft zugeht, das ist – wenn es schon hier eine Kunst geben kann – die ganz große Klasse. Fast möchte man sagen: Humor aus echter Lebensweisheit! Deshalb wird man die Malmströms nicht vergessen, denn sie haben etwas, was man sich merkt, ein Gesicht, keine Grimasse!

Nicht signiert – aber unverkennbar – umrahmen seine Zeichnungen auch die Innenseite eines Programmhefts aus dieser Zeit.